2004-2011 – Robert Neumann (1897–1975): Der Nachlass. Erstellung einer Auswahl-Edition
Das im Jahre 2004 vom FWF genehmigte Forschungsprojekt (Laufzeit 2005–2007) beschäftigte sich mit der Erschließung des äußerst umfangreichen Nachlasses (Österreichische Nationalbibliothek) des Schriftstellers Robert Neumann. Nicht weniger als etwa 13.000 Briefe liegen dort verwahrt – neben einer ungemein großen Anzahl von Texten aller Genres aus der Feder dieses vielseitigen (Exil-)Autors. Ziel war es, die Vorarbeiten für eine Auswahl-Edition zu leisten, die die textwissenschaftlichen Standards einer kommentierten Studienausgabe erfüllen sollten. Einbezogen wurden u.a. Gegenbriefe und unterschiedlichste Materialien aus österreichischen, bundesdeutschen, schweizerischen und britischen Archiven. Systematisch dokumentiert wurden demnach: A Briefe – B Publizistische Texte (Poetik, Polemik, Politik) – C Tagebuch-Auszüge, literarische Notizen, biographische Materialien. Das Projekt wurde vom Salzburger Absolventen Dr. Franz Stadler durchgeführt. Der ENDBERICHT war die Grundlage für den neuerlichen Antrag zur Fertigstellung der Auswahl-Edition.
Das Fortsetzungsprojekt (Inhalt und Ziele – Forschungsstand – Zum Status des Robert-Neumann-Nachlasses – Zur kommentierten Auswahl-Edition – Methodik – Innovative Relevanz- Literaturverzeichnis der Primärquellen, Projektrelevante Literatur/Auswahl), das schließlich ebenfalls vom FWF bewilligt und in den Jahren 2009–2011 umgesetzt wurde, mündete in die Publikation: Franz Stadler (Hg.): Robert Neumann. Mit eigener Feder. Innsbruck, Wien, Bozen: StudienVerlag 2013 (925 Seiten).
Im Zuge der Erarbeitung der Auswahl-Edition erstellte Dr. Franz Stadler eine Reihe von sog. FINDEHILFEN, um sich in diesem riesigen und heterogenen Nachlass zurecht zu finden:. Hier kann man sie nachlesen:
- Die Werke. Der Nachlass. Übersicht (0)
- Die Bücher und Buchkonzepte: Gedichte und Prosa (1)
- Theatertexte, Fernsehspiele, Film (2)
- Radio-Literatur und Radio-Publizistik (3)
- Publizistik: Essays und Rezensionen (4)
- Tagebücher, literarische Notizen, Dokumente und Materialien (5)
- Fremdtexte und Beilagen (6)
Die Auswahl-Edition hat in der Fachwelt und in der interessierten Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erfahren (vgl. Gerhard Zwerenz: Vielseitiger Band zu einem vielseitigen Autor – Ein alle Grenzen sprengendes Überlebenswerk – Till Kinzel. In: Informationsmittel (IFB). Digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft – Rezension Evelyn Adunka: Robert Neumanns „Mit eigener Feder“. In: Zwischenwelt. Mai 2014 – Anne Maximiliane Jäger-Gogoll: Der Nachlass Robert Neumann – Einblicke in die Werkstatt eines literarischen Zeitgenossen. In: IASLonline, 12.3.2015)
2000 – Deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur aus Österreich in ausgewählten Bibliotheken und Archiven (1890–1955)
Für die Gestaltung einer wissenschaftlich fundierten Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur aus Österreich ist es nötig, eine entsprechende empirische Basis zu haben. Das Projekt betrat Neuland, indem es sich zum Ziel setzte, erstmalig in der historischen Kinder- und Jugendbuchforschung systematisch und umfassend (unter Berücksichtigung möglichst aller „verstreuten“ Bestände) eine öffentlich zugängliche und wissenschaftlich gesicherte Datenbank zu erstellen, in welche sämtliche Forschungsergebnisse zur deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur aus Österreich zwischen 1890 und 1955 einfließen sollten. Das Projekt wurde gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Johann Holzner (Innsbruck) geleitet. Die Wahl des zeitlichen Rahmens wurde den historisch-politischen (Um-)Brüchen, wie sie die Jahre 1914, 1918, 1934, 1938, 1945 und 1955 markieren, gerecht. Darüber hinaus ließ sich diese Wahl dieses Zeittraumes damit begründen, dass es gerade zur Kinder- und Jugendliteratur der beiden letzten Jahrzehnte der Donaumonarchie kaum Überblicksdarstellungen und Bibliographien gab. Deswegen wurden Recherchen in den ehemaligen Ländern der Habsburger Monarchie – etwa in Bibliotheken Prags, Budapests, Zagrebs und Ljubljanas – durchgeführt, um dort erstmalig die Bestände an deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur der Monarchie zu sichten und zu erfassen. Das Jahr 1955 wurde als Schlussjahr der wissenschaftlichen Befassung fixiert, um zum einen dem politisch-historischen Markstein der Ausrufung der Zweiten Republik Rechnung zu tragen und zum anderen das österreichische Nachkriegsjahrzehnt miteinzubeziehen, in dem neben Neuanfängen und -ansätzen auch Kontinuitäten aus dem kinder- und jugendliterarischen Schaffen der Zeit des Nationalsozialismus das Bild der Kinder- und Jugendliteratur prägten.
Insgesamt wurden 1288 Bücher registriert – exemplarisch wurden die Jahre 1910–1920, 1930–1940 und 1940–1950 herausgegriffen. Die Zahl der Duplikate hielt sich in Grenzen. Es zeigte sich, dass es sehr wichtig ist, verschiedene Standorte aufzusuchen. Dies ist gerade im Hinblick auf die angestrebte Erarbeitung eines Handbuchs zur österreichischen KJL bzw. zu den österreichischen Kinder- und Jugendliteraturen von großer Bedeutung, da ein solches Handbuch nicht zuletzt eine Darstellung der österreichischen Mentalitätsgeschichte miteinschließen sollte. Dabei kann der regionale bzw. lokale Aspekt der KJL-Sammlungen (vgl. Tafel 1 und Tafel 2) nicht hoch genug eingeschätzt werden (aus dem Abschlussbericht vom Juni 2000).
Auftraggeber war das Bundeskanzleramt: Abteilung Kinder- und Jugendliteratur. Als Mitarbeiter fungierten die Kolleg*innen Mag. Angela Breslmayr (Innsbruck), Mag. Dr. Daniela Hessmann (Salzburg), Dr. Ernst Seibert (Wien) und Christoph Wild (Innsbruck).
2008 –2010 – Moderne und Antimoderne, literarisch-kulturelle Felder und ihre ästhetisch-mediale Präsenz ODER Transdisziplinäre Konstellationen in der österreichischen Literatur, Kunst und Kultur der Zwischenkriegszeit.
Projektleitung: Primus-Heinz Kucher.
Betreuung (gemeinsam mit Armin Eidherr) des Salzburger Projektteiles „Jiddische Schriftstellergruppen im Wien der Zwischenkriegszeit“ (Projektmitarbeiter: Thomas Soxberger).
Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, einen besonderen Akzent auf den Identitätsdiskurs jüdischer AutorInnen zu legen. Ein wesentlicher Teil dieses Diskurses lief über die Sprachfrage –„Landessprache“ Deutsch, Modernhebräisch oder Jiddisch. Im Rahmen des Projektes soll daher in einem eigenen, von der Salzburger Germanistik betreuten Projektteil die Aufarbeitung der Aktivitäten der jiddischen (und hebräischen) Schriftstellergruppen im Wien der Zwischenkriegszeit stattfinden, um sie in den Kontext der österreichischen Literaturgeschichte zu stellen. In einem ersten Schritt geht es um die Sicherung relevanter Texte (z.B. der jiddischen Zeitschrift „kritik“), weiterhin um die Bestimmung relevanter Diskurse darin und deren ästhetisch-politischer Präsentationsformen und deren Verknüpfung mit dem bisherigen Forschungsgegenstand.
1999–2002 – Österreichische Literatur im Exil seit 1933
„Wer das Exil kennt, hat manche Lebensantwort erlernt, und noch mehr Lebensfragen. Zu den Antworten gehört die zunächst triviale Erkenntnis, dass es keine Rückkehr gibt, weil niemals der Wiedereintritt in einen Raum auch ein Wiedergewinn der verlorenen Zeit ist.“ Jean Améry: Wieviel Heimat braucht der Mensch. In: Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten. Stuttgart: Klett-Cotta 1977
„Wer uns in Fahrt bringt, macht uns erfahren, / Wer uns ins Weite stößt, uns weit. / Nun danken wir alles den fahrenden Jahren, / und nichts der Kinderzeit.“ Günther Anders (1943), vorangestellt den Erinnerungen von Elisabeth Freundlich: Die fahrenden Jahre 1992
„Österreichische Exil-Literatur seit 1933“ beschäftigt sich mit Emigration und Exil im 20. Jahrhundert – als eine der zentralen Lebens- und Schreiberfahrungen für österreichische Schriftsteller/innen. Ziel des Projektes ist es, der österreichischen und internationalen Öffentlichkeit qualifizierte Materialien für alle Bildungs- und Altersklassen zu diesem Thema anzubieten. Besonders Schüler/innen und Studierende sollen erreicht werden. Die Darstellungen und Materialien sind deswegen auch als Lern-Grundlagen für die Verwendung im Unterricht an Höheren Schulen, in kulturwissenschaftlichen Fächern an Universitäten und in Einrichtungen der Erwachsenenbildung gedacht. Es war eines der ersten Online-Projekte zu diesem Thema (1999-2002).
In etwa 40 Modulen, strukturiert nach ÜBERBLICKEN, AUTOR*INNEN-PORTRÄTS, PRAXISFELDERN (didaktisches Labor) und einem VIRTUELLEN MUSEUM, findet man einen Aufriss der vielfältigen Problematik und Aspekte dieses Themas. Dazu kommt die schnelle Erschließbarkeit aller Informationen durch STICHWÖRTER, ein LEXIKON und eine MEDIATHEK, in der Sie alle Fotos, Audios und Videos sowie relevante Ausschnitte aus Primärtexten abrufen können.
Die Projektleitung lag bei Primus-Heinz Kucher (Universität Klagenfurt) und Karl Müller (Universität Salzburg). Für die Informatik war Marian Schedenig (Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme, TU Wien) zuständig, das Design wurde von Artur Bodenstein (HERZOPTIKER.COM & laboratoire directe) erarbeitet.
Projektmitarbeiter/innen waren: Adunka, Evelyn (Wien), Bhatti, Anil (New Dheli), Blum, Bruni E.(Wien), Bolbecher-Kaiser, Siglinde (Theodor Kramer Gesellschaft, Wien), Eidherr, Armin (Universität Salzburg), Frankl, Gabriele (Universität Klagenfurt), Gorbatenko, Marina (St. Petersburg), Grenville, Anthony (London), Hassfurther, Christa (Gymnasium St. Ursula, Salzburg), Hackl, Erich (Wien), Haidvogel, Hermine (Universität Salzburg), Heidelberger-Leonard, Irene (Université Libre de Bruxelles). Hessmann, Daniela (Universität Salzburg), Holzner, Johann (Universität Innsbruck), Höller, Hans (Universität Salzburg), Jarka, Horst (Missoula/Montana), Kaiser, Konstantin (Theodor Kramer Gesellschaft, Wien), Klaffenböck, Arnold (Universität Salzburg), Kleindienst, Robert (Universität Salzburg), Kloyber, Christian (Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, Strobl), Kreuzwieser, Markus (Höhere Internatsschule des Bundes, Gmunden), Krist, Martin (BG 19, Wien), Kuehs, Wilhelm (Universität Klagenfurt) , Lang, Birgit (Universität Graz), Lichtenegger, Uschi (Theodor Kramer Gesellschaft, Wien), Müller, Richard (Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Graz), Müller-Kampel, Beatrix (Universität Graz), Oedl, Ulrike (Wien), Reiter, Andrea (University of Southampton), Roessler, Peter (Max Reinhardt Seminar, Wien), Rothauer, Karl (Universität Salzburg), Rychlo, Peter (Czernowitz), Schmid, Sigrid (Universität Salzburg), Schober, Barbara (Universität Salzburg), Staud, Herbert (Sigmund Freud Gymnasium, Wien), Stocker, Günther (Universität Salzburg), Thunecke, Jörg (Köln), Vansant, Jacqueline (University of Michigan-Dearborn, USA), Wallas, Armin (Universität Klagenfurt), Westermayer, Beate (Universität Salzburg).
Auftraggeber war das BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Republik Österreich, Auftragnehmer war die Universität Salzburg (Institut für Germanistik) in Kooperation mit der Theodor Kramer-Gesellschaft Wien und dem Thomas-Sessler-Verlag Wien. Das Projekt wurde 2004 von der European Knowledge Media Association mit dem European Academic Award ausgezeichnet.